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Endstation Sehnsucht

Tennessee Williams

neues theater Halle

Premiere: 13.05.2015

 

Bühne:   Nicolaus-Johannes Heyse

Kostüme: Grit Walther 

 

mit 

Danne Suckel, Alexander Gamnitzer, Sonja Isemer, Peer-Uwe Teska, Petra Ehlert, Jörg Simonides, Cédric Cavatore, Annabell Busching

Presse:

 

Sehnsucht heißt die Endstation

 

"Das Neue Theater zeigt mit „Endstation Sehnsucht“ einen Klassiker von Tennessee Williams. Das Kammerspiel der Leidenschaften kann in allen Belangen überzeugen.

 

In Halle fährt die Linie 1 zur Endstation „Frohe Zukunft“. So doppelbödig das auch klingen mag - in die Weltliteratur hat sie es nicht geschafft. Aber die „Endstation Sehnsucht“ in New Orleans, die ist da seit der Uraufführung von Tennessee Williams’ „A Streetcar Named Desire“ 1947 eine bekannte Adresse. Auch wenn die Übersetzung nur ungefähr stimmt. Marlon Brando wurde als prolliger Stanley Kowalski (auf der Bühne und dann im Film) zum Weltstar und Williams hatte als Dramatiker seinen Durchbruch.

Aber das alles bläst der Inszenierung am Neuen Theater nicht ins Gesicht, sondern wird zum Rückenwind. Regisseur Andreas Rehschuh spielt sogar einmal direkt mit dem Film. Statt Karten zu spielen, wetteifern Stanley und seine Kumpanen im spontanen Synchronisieren bekannter Filme. Inklusive „Endstation Sehnsucht“…

 

Hinter der Fassade

Das ist eine pfiffige Art von Vergegenwärtigung einer Story, die selbst von den Überhängen aus der Vergangenheit lebt. Der Fiktion vom einstigen Südstaatenreichtum, den Blanche als Fassade vor sich herträgt, als sie bei ihrer Schwester Stella und ihrem Mann strandet. Weil sie keinen Ausweg mehr sieht. Ist ihr doch der Familienbesitz Belle Rêve längst unter den Fingern zerronnen.

Es ist ein wahres Glanzstück, wie Danne Suckel die Fassade ausstellt, und dann die Risse zulässt, obwohl die (Selbst-)Täuschung das einzige ist, was sie aufrecht hält. Sie hat alle Nuancen zur Verfügung!

 

Sonja Isemer als jüngere Schwester Stella ist so hinreißend geerdet, lakonisch echt und liebevoll mit ihrer Schwester, dass man gut verstehen kann, warum Stanley sie so vergöttert. Überhaupt dieser Stanley. Alexander Gamnitzer gelingt geradezu traumwandlerisch die Balance zwischen dem animalisch ungehobelten Mannsbild und Fels in der Brandung des Lebens, der seine Stella und ihr gemeinsames Kind wirklich liebt.

 

Gewalt im Schattenspiel

Und die Vergewaltigung von Blanche? Die Regie macht daraus keinen körperlichen Gewaltakt. Es bleibt ein Schattenspiel, in dem man nur Stanley sieht, während Blanche schon unterwegs in ihre Welt ist, mit dem erfundenen Millionär auf der imaginären Kreuzfahrt. Stanley wird damit leben müssen. Und alle um ihn herum, einschließlich Freundin Eunice (deftig: Petra Ehlert), ihr Steve (Jörg Simonides) und Pablo (Cédric Cavatore) haben zumindest soviel von Blanche gelernt, dass sie das wohl verdrängen werden.

 

Es ist ein Kammerspiel der Leidenschaften in der Breitbandbühnen-Enge von Nicolaus-Johannes Heyse und den Kostümen von Grit Walther geworden. Die „Endstation Sehnsucht“ ist ein Wurf. Bravo!"

 

Joachim Lange

Mitteldeutsche Zeitung 

 

Proleten-Terror

 

"'Endstation Sehnsucht', ein Stück aus dem amerikanischen 20. Jahrhundert. Und dennoch ein Klassiker mit unendlicher Aktualität – zumindest im modernen Kapitalismus. Die ehemalige und nun mittellose Aristokratin Blanche Dubois, in Halle von der wunderbaren Schauspielerin Danne Suckel gespielt, sucht Halt bei ihrer Schwester Stella: Ein Ringen um Kultur und Stil trifft auf die sich ins Leben wühlende Unterschicht...."

 

"...Nehmen wir beispielsweise die Idee, wie sich Blanches sexuelle Anzüglichkeiten im schlichten und ergreifenden Zigarettenanzünden plastisch darstellen. Nehmen wir die Idee, wie sich deftige, körperliche Szenen dezent im Halbdunkel abspielen. Nehmen wir die Idee, wie eine riesige Mauer von oben herab die Enge des Zimmers verdeutlicht. Nehmen wir den beginnenden Wahnsinn Blanches, welcher musikalisch untermalt in eine verschwommene und flirrend-heiße Atmosphäre hineingeflochten wird. Nehmen wir das großartige Finale, das die überdimensionale Mauer hinwegschiebt und Blanche in der Ferne selig auf dem Klavier sitzen lässt – während auf der Video leinwand eine Reise durch die wilde Natur stattfindet und Stanley seiner Stella dadurch Halt vermittelt, dass er ihr eine Sahnetorte ins Gesicht schmiert: 'Iss was! Iss doch was!'

 

Proletenterror, Endstation Nervenheilanstalt. Ganz gemäß der Vorstellungen des Autors Williams gibt es allüberall Symbole, Musik, Farben und Lichteffekte. Die Hitze, die eine soziale Kälte ist, fließt mitunter so brennend wie der hochprozentige Whiskey. Das Zerbrechliche und das Flüchtige spiegelt sich in zarten Schattenspielen. Der Humor, Darsteller Peer-Uwe Teska spielt herrlich deppert, Sonja Isemer gelungen körperfixiert, ist dosiert. Die Magie des Theaters...."

 

Frizz Halle

© A. Kolata, N.-J. Heyse, G. Walther

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