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Die unterbliebenen Worte

Rupert Henning

mit:

Ramona Kunze-Libnow, Ulrich Wenzke

Societätstheater Dresden 

Premiere: 29.06.2006 | Deutsche Erstaufführung

Ausstattung: Andreas Rehschuh

Presse:

 

Das Gewissen des Mörders

 

"...David zählt zu den Siegern. Weshalb also kündigt er auf einem Video an, seine Eltern und anschließend sich selbst umbringen zu wollen? Dieser Frage spürt Rupert Hennings Stück, das am Societaetstheater in Deutscher Erstaufführung Premiere hatte, mit all ihren Implikationen nach."

 

"...verliert sich nicht in bloßer Kritik an systemischer Kälte, Strenge oder Härte: Zuerst wird der Begriff der Normalität fragwürdig. Jókai/Kunze-Libnow gelingt das auf eine zwingende, unpathetische und unaufgeregte Art, der fast etwas Seherisches und doch zugleich ganz kausal Rationales inne ist. Danach wird die Möglichkeit in Frage gestellt, das System korrigieren zu können...."

 

"...Das verhaltene Spiel Wenzkes überrascht nur für einige Augenblicke, dann wird die ganze darstellerische Größe sichtbar: Unter der gelassenen Oberfläche des Gefasstseins erstreckt sich ein sehr weit über die eigenen Grenzen reichendes Bewusstsein für Gerechtigkeit, hinter der Selbstbeherrschung steht die Verzweiflung der Erkenntnis, ein in sich falsches System nicht zu ändern zu vermögen. Daraus entwickelt David den verstörend nüchternen Plan, seine Eltern und sich zu töten, damit nicht länger die Taten der Außenseiter als (letztendliche) Bestätigung des Systems, zu dessen Normalität jedesmal zurückgekehrt werden soll, missbraucht werden können. So stellt David schließlich die Frage, ob das Ende nicht als Anfang dienen könnte, und lässt doch keinen Zweifel, dass seine Tat böse ist, und lässt dann daran zweifeln und fragt so erschreckend rational. 

 

Dass das ohne abgenutzte Argumente und Phrasen funktioniert, ist vor allem Regisseur Andreas Rehschuh zu verdanken. Indem er das Stück sehr karg inszeniert und nur sehr sparsam mit Symbolik arbeitet, gibt er seinen ausgezeichneten Akteuren den Raum, die Denkprozesse ihrer Figuren sorgfältig offen zu legen. Damit gewährt Rehschuh dem Zuschauer die Möglich-keit, durch diese Prozesse im gleichen Schritt wie Mari und David zu gehen und nicht nur nachzuvollziehen. Eine makellose Inszenierung."

 

Uta Wiedemann

Dresdner Neueste Nachrichten

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